Anglizismen gehören mittlerweile in den deutschen Sprachgebrauch wie der Senf zum Leberkäse. So weit, so gut. Aber heißt das auch, dass englische Marketing-Floskeln einfach eins zu eins ins Deutsche übertragen werden können?
In diesem (nicht allzu ernst gemeinten) Beitrag sehen wir uns ein paar overused Übersetzungen solcher Begriffe aus dem Englischen an und teilen Alternativen aus der Praxis.
Im Marketing geht nichts ohne Emotion
Gefühle motivieren Menschen zu einer bestimmten Handlung. Deshalb sind steife Direktübertragungen in der Marketing-Kommunikation nicht gut aufgehoben.
Im besten Fall fehlt das Gefühlselement komplett, im schlimmsten Fall kann es zu Missverständnissen oder sogar Fehlinformationen kommen. Manchmal klingen Eins-zu-eins-Übersetzungen aber auch einfach blöd und sagen wenig bis gar nichts aus – wie etwa die Floskel „etwas aufs nächste Level bringen“.
Hier ein paar Beispiele aus dem Internet:
„Bring deine Kreativität auf das nächste Level!“
„Du willst dein Business aufs nächste Level bringen?“
„Bringe dein Projektmanagement aufs nächste Level!“
Solche Sätze werfen oft mehr Fragen als Antworten auf – allen voran:
Was ist eigentlich das nächste Level?! Kann uns das bitte jemand sagen? 😂
Professionelle Texter:innen und Übersetzer:innen machen sich da etwas mehr Gedanken. Zum Beispiel fragen sie sich: Welches Produkt bzw. welche Dienstleistung wird hier beworben? Welche Zielgruppe soll der Text ansprechen? Welche Handlung soll ausgelöst werden?
Erst nach entsprechender Marktrecherche und Zielgruppenanalyse wird dann ein Marketing-Text bzw. eine Marketing-Übersetzung erarbeitet. Dabei spielt der jeweilige Zusammenhang immer eine entscheidende Rolle.
Ein Beispiel: Werbetext einer amerikanischen Modemarke.
Englischer Original-Satz: „Take your outfit to the next level.“
Direkte deutsche Übersetzung: „Hebe dein Outfit aufs nächste Level.“
Deutsche Übertragung nach Recherchearbeit: „Mach noch mehr aus deinem Outfit.“
Im zweiten deutschen Satz sehen wir eine Entfernung vom englischen Original. Plötzlich reden wir nicht mehr von „Level“, sondern erfassen die Kernaussage:
Ausgangssituation: ungenutztes Outfit-Potenzial
Lösung: neues Sortiment der Modemarke
Weitere Marketing-Begriffe aus dem Englischen, die sich vermehrt in den deutschen Sprachgebrauch eingeschlichen haben:
Speak to them in their language
Schon im 16. Jahrhundert erkannte Bartolomé de las Casas, ein Dominikaner, der die christliche Botschaft unter den indigenen Völkern verbreiten wollte, dass man mit den Menschen in ihrer eigenen Sprache sprechen muss, damit sie einen wirklich verstehen und sich auch verstanden fühlen.
Und genau darum geht es auch im Marketing: Du möchtest, dass deine Marketing-Botschaft deine Zielgruppe anspricht und von ihr verstanden wird. Das bedeutet nicht, dass wir gegen Anglizismen sind – ganz im Gegenteil, wir wollen bitte nirgends Beeinflusser statt Influencer lesen müssen. Aber man sollte immer darauf achten, die Sprache zu verwenden, die deine Zielgruppe tatsächlich spricht.
Das bedeutet:
- Kein ausschließliches Verlassen auf ChatGPT – alles, was komisch und unnatürlich klingt, weg damit!
- Keine „Senioren-Sprache“, wenn deine Zielgruppe 18-25-Jährige sind.
- Keine leeren Marketing-Floskeln – die versteht wirklich niemand.
Wenn wir wieder das Beispiel vom „nächsten Level“ aufgreifen, dann ist nicht nur die etwas befremdliche Übersetzung problematisch, sondern vor allem die ungenaue Bedeutung. „Hebe dein Business mit diesem 12-Wochen-Coaching aufs nächste Level“. Was genau bedeutet das eigentlich? Erkläre deiner Zielgruppe, wie das nächste Level aussieht, was sie dabei lernen, welchen Umsatz sie erreichen und wie sich das nächste Level vom aktuellen unterscheidet.
Keiner möchte eine vage Lösung für sein Problem
Ob Online-Kurs zum Businessaufbau oder Hundezahnpasta – niemand interessiert sich wirklich für das Produkt an sich, sondern für eine Lösung für ihr Problem. Der Online-Kurs kann also genauso gut eine E-Mail-Serie sein, und die Hundezahnpasta ein Dentalknochen – Hauptsache, deine Leser:innen wissen danach, wie sie ein erfolgreiches Business aufbauen oder den Mundgeruch ihres Vierbeiners beseitigen.
Statt also zu schreiben: „Bring deinen Hund aufs nächste Level“, überlege dir lieber, was das nächste Level in diesem Fall tatsächlich ist. Zum Beispiel: „Statt Nase rümpfen wieder Bussis genießen – für ein gesundes, frisches Hundegebiss.“
Unterm Strich heißt das: Arbeite mit einem konkreten Transformationsversprechen (von A → B dank XY) statt mit leeren Floskeln, die keine wirklichen Lösungen bieten.
Schlussendlich geht es um den Inhalt
Englische Marketing-Floskeln lassen sich selten eins zu eins ins Deutsche übertragen – und trotzdem findet man sie überall. Meistens klingen sie dann abgedroschen, verwirrend oder schlichtweg unverständlich.
Marketing-Übersetzungen zeigen erst dann Wirkung, wenn sie die jeweilige Zielgruppe emotional ansprechen. Und dafür reichen wörtliche Übertragungen noch lange nicht aus. Damit sowohl Verpackung als auch Inhalt überzeugen, muss natürliche Sprache mit echtem Mehrwert kombiniert werden.
Die gute Nachricht: Es gibt nicht nur die eine „richtige“ Lösung. Viele Varianten können funktionieren – solange die Message auch wirklich da ankommt, wo sie ankommen soll.
👉🏼 Wenn du Unterstützung bei deinen Marketing-Texten und -Übersetzungen brauchst, damit diese wirklich next level werden, zögere nicht, uns zu kontaktieren. 😉
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